Bunt wie der Regenbogen
Christopher Street Day Berlin 2014
 
Auf reiselust.me berichte ich über meine Reisen in die Welt, 92 mal bisher. Berlin ist für mich keine Reise, da ich in dieser Stadt lebe. Für Nicht-Berliner ist die Situation natürlich eine andere. Deshalb haben auch Berichte über Berlin auf meiner Website ihre Berechtigung. So auch der aktuelle. Anders als üblich gibt es diesmal keinen längeren Text, dafür enthält der Bericht mehr Bilder als sonst. Thema ist der CSD, der Christopher Street Day, und über den muss man nicht unbedingt viel schreiben, denn inzwischen dürfte fast jeder wissen, worum es geht. Seit dem Polizeieinsatz in der Christopher Street in New York im Jahr 1969 wird dieser Tag alljährlich in zahlreichen Ländern mit Veranstaltungen begangen. Bei weitem nicht in allen. Aber das kommt vermutlich noch, auch wenn es etwas länger - viel zu lange! - dauert. Der Fortschritt ist halt eine Schnecke.


Am 21. Juni 2014 fand in Berlin der 36. CSD statt. Sein sperriges Motto: "LGBTI-Rechte sind Menschenrechte". Die Abkürzung steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender/Transsexual and Intersexed. In meinen Augen eine gruselige Abkürzung, die bewirkt, dass selbst wohlmeinende Nicht-Insider kaum verstehen, worum es geht und andere es gar nicht erst versuchen. Aber die Abkürzung und das dadurch entwertete Motto sind das eine - die Veranstaltung das andere. Und die war wie in den letzten Jahren auch diesmal wieder ein toller Event. Ein schrilles, Regenbogen-buntes Spektakel, das nicht nur Schwule, Lesben & Co. angezogen hat, sondern auch jede Menge Menschen vom "anderen Ufer", womit in diesem Fall die Heteros gemeint sind. Den Angaben der Veranstalter zufolge waren rund 500.000 Zuschauer auf den Beinen, Einheimische und jede Menge Touristen. Das Wetter war mäßig, die Stimmung dafür um so besser. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass eine Veranstaltung wie der CSD - das Gleiche gilt für den Karneval der Kulturen - perfekt nach Berlin passt. Toleranz ist ein Markenzeichen dieser Stadt - längst nicht überall und von jedem praktiziert, doch im weltweiten Vergleich befindet sich Berlin glücklicherweise weit vorn. Vermutlich kennen die meisten Berliner den Ausspruch des Preußenkönigs Friedrich II., wonach jeder "nach seiner Facon selig" werden soll. Und die meisten leben danach. Auch Friedrich II., dem man homosexuelle Neigungen nachsagt - manche nennen ihn flapsig den "schwulen Fritz" -, wäre vielleicht gern nach seiner Facon selig geworden. Doch obwohl er König war, musste er seine Neigungen verstecken. Seine Urururur...enkel haben es leichter. Bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die danach kommen, es noch leichter haben werden. Und das nicht nur in Berlin, sondern weltweit!

Manfred Lentz

 
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