Märkte (1)

Der Obst- und Gemüsegroßmarkt von Dambulla.
 Sri Lanka 2013
Märkte gibt es in jedem Land. Je nach Art des Marktes sind die Besucher zumeist Einheimische, die sich dort mit den angebotenen Produkten eindecken. Oft sind Märkte aber auch für Touristen attraktiv, sind sie doch eine Bühne, auf der sich die lokale Bevölkerung in ihrem alltäglichen, authentischen Leben beobachten lässt. Auf unseren Reisen haben wir Märkte besucht, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. In unregelmäßigen Abständen werde ich die interessantesten von ihnen vorstellen.
Beginnen möchte ich mit einem Markt auf Sri Lanka. Er befindet sich in Dambulla, einem Ort im Inneren der Insel mit 65.000 Einwohnern und mehreren berühmten buddhistischen Höhlentempeln, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Nahe der Stadt gibt es Stauseen als Teil eines umfangreichen Bewässerungssystems, das bereits im Mittelalter angelegt wurde. Die ausreichende Verfügbarkeit von Wasser in Verbindung mit günstigen klimatischen Bedingungen hat die Gegend um Dambulla zu einem Zentrum des Obst- und Gemüseanbaus gemacht und die Stadt selbst zu einem Umschlagplatz für diese Produkte, dessen Bedeutung weit über die Region hinausreicht. Gehandelt werden sie in einem Großmarkt, auf den wir zufällig stoßen, als wir auf dem Weg zu den Höhlentempeln sind. Schnell sind wir uns einig, dass die Höhlen ein wenig warten können. Wir bitten Samantha - unseren Fahrer auf unserer Tour über die Insel - anzuhalten und wenden uns erwartungsvoll den Hallen zu, in denen der Handel abgewickelt wird. Kaum jemand nimmt Notiz von uns, als wir neugierig zwischen den gestapelten Waren herumwandern. Ihre Palette ist groß und reicht von Zwiebeln und Kartoffeln über Auberginen, Tomaten, Kürbissen und Okra (wegen ihrer Form auch Ladies Fingers genannt) bis zu Bananen, Mangos und Ananas.
 
Drahtige Männer schleppen Lasten, bei denen wir in die Knie gehen würden. Wie viel mögen diese wiegen, fragen wir uns - die Bananenstauden etwa mit ihren Dutzenden Früchten oder die prall gefüllten Säcke voller Zwiebeln, Paprikaschoten und Kohl. Doch nicht alle, die hier beschäftigt sind, verrichten körperliche Schwerarbeit. Etliche stehen mit Listen daneben, kontrollieren Positionen und geben Anweisungen oder sitzen in angrenzenden Räumen und wickeln die Geschäfte zwischen Lieferanten und Aufkäufern ab. Arbeitsfreie Tage gibt es auf diesem Großmarkt nicht. Gemüse und Obst wachsen täglich, also werden sie auch täglich gehandelt, um sie so frisch wie möglich zu den Kunden zu bringen. Mit Lastwagen und Pick-ups, in kleinen Mengen auch in Körben auf den Rücksitzen von Motorrädern und Mopeds. Ein faszinierendes Geschehen, bei dem wir gar nicht merken, wie schnell die Zeit vergeht. Erst die Aufforderung Samanthas erinnert uns an unser eigentliches Ziel dieses Tages: die buddhistischen Höhlentempel.
 
Manfred Lentz (November 2016)
 
 
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