Ein Steinkreuz steht am Weg, uralt und verwittert, darauf breitet ein nur noch schwer erkennbarer Christus die Arme aus, ein Zeichen für die Gläubigkeit der Menschen. Ein Stück weiter begegnen wir dem Chaos, oder wie es mit vollständigem Namen heißt: Chaos Nîmes-le-Vieux, eine bizarre Ansammlung von großen Felsbrocken, die den Eindruck erwecken, als hätten spielende Riesenkinder sie über die Landschaft verstreut. Zwischen den Felsen weiden auch hier wieder Schafe, ein unablässiges Gras-Ausrupfen und Kauen und Wiederkäuen, das den ganzen Tag über anhält, während die Schatten der Steine über die Grasnarbe kriechen und beständig sich wandelnde Muster malen. Wie schon zuvor an diesem Tag treffen wir auch in seinem weiteren Verlauf nur wenige Menschen, einen Alten in seinem Gärtchen, später drei Frauen vor einer Kirche, die ein Schwätzchen halten. Ihre Worte dringen nicht bis an unsere Ohren, der Wind weht sie davon, bevor sie uns erreichen - der Wind, der an diesem Tag ohne Unterlass über die Hochebene streicht und dabei alle Geräusche in sich aufsaugt. Aber was macht das schon aus an diesem Ort, wo alles so fest gefügt ist und der Wandel eine Schnecke zu sein scheint. Zeitlosigkeit als Gesetz - wir wähnen uns in einem fernen Land irgendwo in einem abgeschiedenen Winkel der Welt, und dabei sind wir doch mitten in Frankreich.
Dann der Abstieg. Wir nehmen die Straße nach Florac, aber ach: als eine Straße im üblichen Sinn kann man sie kaum bezeichnen. Sie ist schmal, besteht fast ausschließlich aus Serpentinen und schlängelt sich beinahe 500 Höhenmeter ohne Leitplanken den Abhang hinunter. Steil sieht das von oben aus, sehr steil, und als wir das erste Stück auf dieser Straße zurückgelegt haben, an deren Anfang ein Schild warnt "Très difficile et dangereux" ("Sehr schwierig und gefährlich"), da empfinden wir sie als noch um einiges steiler. Unsere Blicke gehen ins Tal, und es ist, als säßen wir in einem Flugzeug. Jetzt nur kein Gegenverkehr, hoffen wir, unsere Reifen wären doch allzu nahe am Abgrund, aber wir haben Glück, und nur ein Radfahrer kommt uns entgegen. Einer jener sportsüchtigen, voll durchtrainierten und von eisernem Willen angetriebenen Menschen, die eine solche Strecke nicht als Belastung, sondern als eine Herausforderung empfinden. Wir stellen uns vor, wie er nach vollbrachter Auf- und Abfahrt von seinem Rad springt und zu einem Kajak hastet, um in den nächstliegenden Stromschnellen seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. In denen des Tarn beispielsweise, dem Fluss, dem wir nun immer näher kommen, einem jener Flüsse, die die Hochebenen zerschneiden und die die Schluchten geschaffen haben, im Fall des Tarn sogar eine besonders schöne, die manche als den Grand Canyon Europas bezeichnen. Mehrmals unterbrechen wir unsere Abwärtsfahrt und genießen - wenn auch mit Schweiß auf der Stirn - die spektakulären Ausblicke, bis wir endlich in Florac den Boden der Schlucht erreicht haben. Schon ein paar Minuten später sitzen wir in einem Restaurant, ein Glas Wein, eine Speisekarte wie von Lukullus geschrieben, genau das, was wir an diesem Land - neben anderem - so sehr schätzen. An der Wand hängt ein Plakat, "Aven Armand" steht darauf, eine Grotte im Causse Méjean, laut Plakat eine der schönsten Europas, deren Besuch wir für den nächsten Tag bereits eingeplant haben (siehe Bericht 045).
Dann der Abstieg. Wir nehmen die Straße nach Florac, aber ach: als eine Straße im üblichen Sinn kann man sie kaum bezeichnen. Sie ist schmal, besteht fast ausschließlich aus Serpentinen und schlängelt sich beinahe 500 Höhenmeter ohne Leitplanken den Abhang hinunter. Steil sieht das von oben aus, sehr steil, und als wir das erste Stück auf dieser Straße zurückgelegt haben, an deren Anfang ein Schild warnt "Très difficile et dangereux" ("Sehr schwierig und gefährlich"), da empfinden wir sie als noch um einiges steiler. Unsere Blicke gehen ins Tal, und es ist, als säßen wir in einem Flugzeug. Jetzt nur kein Gegenverkehr, hoffen wir, unsere Reifen wären doch allzu nahe am Abgrund, aber wir haben Glück, und nur ein Radfahrer kommt uns entgegen. Einer jener sportsüchtigen, voll durchtrainierten und von eisernem Willen angetriebenen Menschen, die eine solche Strecke nicht als Belastung, sondern als eine Herausforderung empfinden. Wir stellen uns vor, wie er nach vollbrachter Auf- und Abfahrt von seinem Rad springt und zu einem Kajak hastet, um in den nächstliegenden Stromschnellen seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. In denen des Tarn beispielsweise, dem Fluss, dem wir nun immer näher kommen, einem jener Flüsse, die die Hochebenen zerschneiden und die die Schluchten geschaffen haben, im Fall des Tarn sogar eine besonders schöne, die manche als den Grand Canyon Europas bezeichnen. Mehrmals unterbrechen wir unsere Abwärtsfahrt und genießen - wenn auch mit Schweiß auf der Stirn - die spektakulären Ausblicke, bis wir endlich in Florac den Boden der Schlucht erreicht haben. Schon ein paar Minuten später sitzen wir in einem Restaurant, ein Glas Wein, eine Speisekarte wie von Lukullus geschrieben, genau das, was wir an diesem Land - neben anderem - so sehr schätzen. An der Wand hängt ein Plakat, "Aven Armand" steht darauf, eine Grotte im Causse Méjean, laut Plakat eine der schönsten Europas, deren Besuch wir für den nächsten Tag bereits eingeplant haben (siehe Bericht 045).
Die Sonne zieht sich hinter die Hochebene zurück, und der Himmel beginnt sich zu färben. Von den anderen Tischen dringen Gesprächsfetzen an unsere Ohren, Musik tönt aus einem Lautsprecher, Autos und Motorräder durchqueren den Ort und gelegentlich ein Moped von der Art, wie sie nur erdacht sein können, um die Menschheit zu quälen. Was für ein Kontrast zu der Stille, von der wir gerade noch umgeben waren! Ein wenig genervt sehen wir uns an: Auch wenn es nicht unsere Welt ist, aber schön war es schon dort oben auf dem Causse Méjean.