"Sklaven für den Kalifen"
(m)ein neu erschienener historischer Roman
 
Werbung gibt es bei reiselust.me nicht - diesmal mache ich eine Ausnahme, und zwar in eigener Sache. Mein zweiter Roman ist im Verlag BoD neu erschienen. Der Titel lautet "Sklaven für den Kalifen", er umfasst 376 Seiten, und es gibt ihn sowohl als Paperback (für 12,99 Euro) als auch als E-Book (für 7,49 Euro). Erhältlich ist er bei Amazon, Apple iBooks, Google Play und zahlreichen weiteren Online-Shops sowie bei mehr als 2.000 Online-Buchhändlern. Die Handlung spielt vor 1000 Jahren, es geht um eine Reise durch drei Kulturen. Im Folgenden habe ich ein paar Textauszüge zusammengestellt. Wenn Sie Lust haben, schnuppern Sie einfach mal rein. Da ich in meinen Berichten auf reiselust.me stets Texte mit Fotos kombiniere, habe ich auch diesmal an die jeweiligen Auszüge Fotos angehängt. Diese wurden dort aufgenommen, wo die Handlung spielt, haben mit ihr aber meist nicht direkt zu tun.
 
Worum es in dem Roman geht, steht im Klappentext:
 
Ihre Völker sind verfeindet, doch ihr gemeinsames Schicksal schweißt sie zusammen: Malina, die slawische Fährmannstochter, und Heinrich, den Deutschen. Als Sklavenhändler durch Spandau ziehen - eine kleine Siedlung auf dem Boden des heutigen Berlin -, geraten sie in Gefangenschaft. Mit einem Schlag endet ihr bisheriges Leben, und eine Reise voller Ungewissheiten beginnt. Ihr Weg führt sie über Verdun, die Stadt der "Eunuchenmacher", nach Cordoba in das glanzvolle Reich des Kalifen von Al-Andalus und für Heinrich noch weiter über die tief in der Sahara gelegenen Salzminen von Teghaza bis in das westafrikanische Goldland Gana. Im Verlauf dramatischer Ereignisse erlangen Heinrich und Malina ihre Freiheit zurück. Endlich könnte sich ihr Leben zum Guten wenden, da kommt es auf dem Rückweg in die Heimat zu einer verhängnisvollen Begegnung. Plötzlich steht ihre Liebe, die bis dahin allen Prüfungen standgehalten hatte, vor dem Aus.
 
Die Handlung beginnt also in der von Slawen bewohnten Siedlung Spandau:
 
In einigem Abstand und ohne Slawomirs Fang im Geringsten zu stören, glitt die Fähre an dem Einbaum vorüber, wich geschickt einigen Strudeln an der Einmündung der Spree in die Havel aus, und schob sich am anderen Ufer in den Sand. Malina wies auf den Mann, der die ganze Zeit über am Wasser gewartet hatte. "Ihr Anführer", gab sie sich überzeugt. Breitbeinig stand er da, die Arme selbstbewusst vor der Brust verschränkt. An der Seite seines braun-weiß gestreiften Kapuzenmantels hing unübersehbar ein Schwert. "Jetzt werden sie um die Bezahlung feilschen", bemerkte sie, als Myslaw die Fähre verließ und dem Anführer gegenübertrat. "Diese Sklavenhändler sind harte Burschen. 'Mit denen darf man sich nicht anlegen', sagt Myslaw immer. 'Sklavenhändler haben einen Stein, wo andere ein Herz haben. Sie schrecken vor keiner Gemeinheit zurück.'"
(Die Fotos entstanden nahe beim Ort der Handlung.)
 
 
Nach einem langen Marsch erreichen die Sklavenhändler mit ihren Gefangenen die Stadt Verdun:

Auch in dieser schwülheißen Juninacht des Jahres 975 kamen die Schatten. Notker hatte wieder einmal mit Freunden vor dem Haus gesessen, wo sie über den gerade eingetroffenen Sklavenzug gesprochen hatten und darüber, dass neue Arbeit auf sie wartete. Anschließend, noch bevor die Dämmerung der Dunkelheit Platz gemacht hatte, war er zu Bett gegangen. Irgendwann wurde es still in der Stadt. Über dem Bischofssitz kroch langsam der Mond über den Himmel und goss sein Licht in die Gassen. Dampfend vor Hitze, wälzte sich Notker auf seinem Lager, bis er gegen Mitternacht endlich Schlaf fand. Bald darauf begann er zu träumen. Zusammenhangloses tauchte vor ihm auf: ein ausgebranntes Haus; ein Priester, der bei einer Prozession ein Weihrauchfässchen schwenkte; die Nachbarstochter mit einem Krug Molke, den sie zur Maas hinunter trug. Dann war da auf einmal ein Gesicht. Knabenaugen, die ihn anstarrten, weit aufgerissen und von Tränen nass. Vor Schmerz zerbissene Lippen formten unablässig Worte, die Notker indes nicht erreichten, weil er sie nicht hören wollte."
(Die Fotos habe ich 2004 aufgenommen. Sie zeigen Bauwerke im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg sowie das Stadtzentrum.)
 
 
Monate später erreichen Heinrich, Malina und die anderen Sklaven das Ziel: Cordoba, die Hauptstadt des Kalifenreichs Al-Andalus, damals eine Weltstadt und als solche der absolute Kontrast zu dem winzigen brandenburgischen Spandau:
 
Masdjid-i Djami, die Große Moschee von Córdoba, war eine Oase der Stille inmitten der lärmenden Welt, ein Ort der Besinnung in der Geschäftigkeit des Alltags und zugleich ein überwältigendes Zeugnis dafür, welch außergewöhnliche Leistungen Menschen zum Lobpreis des Allerhöchsten vollbringen konnten. Als einen steinernen Palmenhain hatten Dichter ihr Inneres beschrieben - einen vielstämmigen, sich scheinbar bis ins Unendliche fortsetzenden Wald aus schlank aufragenden Säulen, die von doppelten Hufeisenbögen überspannt wurden und eine schier unerschöpfliche Vielzahl von Durchblicken schufen, jeder einzigartig im Verlauf seiner Farben und Linien und voller Anmut und Harmonie. Weiche Wollteppiche bedeckten den Boden, auf denen die Gläubigen ihre Gebete verrichteten. Aus hochgelegenen Fenstern floss sanft der Tag herein und tauchte den Raum in ein dämmriges Licht. Brach die Dunkelheit an, zauberten kunstvoll verzierte Ampeln und Lüster den Sternenhimmel in die Gewölbe. Gegen Mekka gerichtet, erhob sich die Qiblawand mit der Maqsura, dem Ort, der dem Kalifen vorbehalten war, und dem Mihrab, der Gebetsnische mit den Kuppeln, geschaffen von den besten Baumeistern und den fähigsten Handwerkern im Auftrag des Kalifen Al-Hakam - ein Gebilde von solch erlesener Schönheit, das tausend mal tausend Worte nicht ausgereicht hätten, es angemessen zu preisen.
(Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1996. Zu sehen sind die Römerbrücke sowie Teilansichten der Großen Moschee. Beide Bauwerke existierten bereits zur Zeit des Romans, hier spielen Teile der Handlung.)
 
 
Mit seinem Herrn Ibn Said überquert Heinrich die Meerenge von Gibraltar. In Südmarokko sammelt sich eine Karawane zu einer Reise gen Süden:
 
Rauchfähnchen von Gebratenem kräuselten sich unter den Zeltplanen hervor und mischten sich in die sanfte Brise, die von den Palmenhainen herüberwehte. Es war der 18. Tag des Monats Djumada al-Thani im Jahre 366 der Hidjra - Christen hätten ihn den 11. Februar im Jahre des Herrn 977 genannt -, und es waren nur noch wenige Stunden bis zum Aufbruch der großen Karawane. Schon seit Tagen glich die Stadt einem Heerlager am Vorabend einer Schlacht. Kaufleute aus vielen Orten hatten sich eingefunden, um zusammen mit den Händlern aus Sidjilmassa auf die Reise zu gehen - Männer aus dem nahen Ksar es-Suq ebenso wie solche aus dem fernen Marrakesch oder aus Fès und etliche gar aus dem jenseits der Meerenge liegenden Al-Andalus. Auf den Weiden am Fluss standen mehr als tausend Kamele bereit, die Schätze zu tragen, mit denen die Wagemutigen ihr Glück machen wollten. Alles war lange vorbereitet, jede Einzelheit war gründlich bedacht. Doch bevor man sich in die Welt des Verzichts und der Entbehrungen begab, wollte man noch einmal die angenehmen Seiten des Lebens genießen.
(Die Meerenge von Gibraltar ist eines meiner ältesten Fotos und stammt aus dem Jahr 1972, die Marokko-Aufnahmen aus den Jahren 1990 und 1991.)
 
 
Wochenlang zieht die Karawane durch die Sahara, vorbei an den Salzminen von Teghaza bis in das südlich der Sahara gelegene Goldland Gana:
 
Steine, so weit der Blick reichte. Die meisten faustgroß und kantig, auf der Oberseite mit einer pechschwarzen Kruste überzogen, gleichmäßig verstreut wie steinerne Samenkörner von einem steinernen Sämann. Nirgendwo etwas Lebendiges in dieser Einöde, in der Hammada, die so flach wie ein Tisch war und gänzlich ohne Schatten. Kein Halm, der sich bewegte, keine Schlange, die ihren Weg suchte, ja nicht einmal ein Skorpion unter dem Geröll oder ein Käfer, der im Schutz eines Erdlochs rastete. In der Ferne eine Bergkette, die sich undeutlich gegen den grau verschwommenen Morgenhimmel abhob, in dem die Melancholie der Erde ihr Echo gefunden hatte. In den anderen Richtungen fehlte jegliche Begrenzung zwischen Oben und Unten, was die Trostlosigkeit noch verstärkte. "Garten des Teufels" wurde diese Steinwüste von denen genannt, die sie durchquerten. Ein Land mit nichts anderem als Steinen.
Und mit Geistern - den Kel Essuf.
(So wie auf diesen Aufnahmen aus dem Jahr 1990 dürften die Teilnehmer der Karawane die Sahara erlebt haben. In früheren Berichten habe ich weitere Fotos aus der Sahara eingestellt, siehe: Länder / Algerien.)
 
 
Heinrich hat den südlichsten Punkt seiner Reise erreicht. Er kehrt nach Cordoba zurück, lernt den prächtigen Hof des Kalifen kennen und macht sich mit Malina auf den Rückweg in die Heimat. In der südfranzösischen Stadt Arles kommt es zu einer folgenschweren Begegnung:
 
Plötzlich drang lautes Geschimpfe an ihre Ohren, und ebenso wie die Männer mit den nackten Oberkörpern drehten sie ihre Köpfe. Die junge Frau starrte noch immer in die Handfläche des Dickwanstes, nur lag diese nicht länger offen vor ihr, vielmehr fuhr der Mann mit seiner anderen Hand darin herum, und dabei wurde er immer erregter und lauter. Offensichtlich hatte die Frau ihrem Gegenüber aus der Hand gelesen, und ebenso offensichtlich war dieser mit dem Gelesenen nicht einverstanden. Seine trunkene Stimme steigerte sich so sehr, dass der Wirt erschien und ihn mit einem schmerzhaften Griff an sein Ohr zum Schweigen brachte. Einen Moment sah es so aus, als würde der Mann auf seinen Peiniger losgehen. Doch beschränkte er sich auf einen Fluch, blieb sitzen und wandte sich wieder der Handleserin zu.
Malina und Myslaw tauchten ihre Löffel erneut in die Suppe. Auch Heinrich betrachtete die Angelegenheit als beendet und begann nach einer Gräte zu suchen, die ihm zwischen die Zähne geraten war. Auf einmal kam erneut Leben in den Dickwanst, er schnellte nach vorn und krallte seine Finger um die Kette, die die Frau um den Hals trug. Sie antwortete mit einem Biss in seine Hand. Der Dickwanst schrie auf, zog die Hand zurück und riss ihr damit zugleich die Kette vom Hals, die die Frau sich jedoch mit einem zweiten Biss sofort zurückholte. Während der Mann sich über die schmerzhaften Abdrücke ihrer Zähne beugte, stand die Handleserin auf, um zu gehen.
Erst jetzt sah Heinrich ihr ganzes Gesicht. Sie war jung und schön, mit einem Ausdruck katzenhafter Wildheit in den Augen und mit jenem Anflug von Verruchtheit, der auf viele Männer anziehend wirkt. Wie selbstverständlich hielt sie seinem Blick stand. Sie sagte etwas, und Heinrich hatte den Eindruck, als erwarte sie eine Antwort von ihm. Er versuchte es auf Arabisch, aber sie machte eine abfällige Geste. Er wechselte ins Slawische, was ihr erwartungsgemäß nur ein Stirnrunzeln entlockte. Dafür war sein dritter Versuch um so erfolgreicher. Kaum hatte sie seine Worte vernommen, ließ sie sich auf den vierten, noch freien Schemel an seinem Tisch fallen.
"Du sprichst Deutsch?", stieß sie erstaunt in derselben Sprache hervor.
(Die Fotos zeigen die Arena von Arles aus der Römerzeit, die zur Zeit des Romans bereits existierte. Weitere Fotos von Arles siehe hier.)
 
 
Ein Konflikt nimmt seinen Anfang, und konfliktreich geht es schließlich auch in der Heimat zu. Die Differenzen zwischen Slawen und Deutschen bestehen unverändert fort. Es kommt zu einem historisch verbürgten Mord, bevor sich nach mehreren Jahren, Tausenden Kilometern und drei Kulturen die Geschichte des Romans schließlich rundet. Einer fiktiven Geschichte vor einem authentischen Hintergrund.
 
Manfred Lentz (März 2016)

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