Cuaba, Cohiba & Co.
Zigarren aus Kuba sind die besten der Welt. 2015 (Teil 1)
 
Sie rauchen sie immer. Ob Männer oder Frauen, stets haben sie eine Zigarre im Mund. Mal eine kurze dicke, dann eine lange dünne, aber auf jeden Fall eine Zigarre. Man kann es sich gar nicht anders vorstellen - Kubaner und ihre Zigarren, die Habanos, gehören zusammen, genau so wie Moros y Cristianos (Mauren und Christen = schwarze Bohnen und Reis), die typische kubanische Mahlzeit. So weit das Klischee. Man kennt es aus Filmen und findet es auf Hochglanzfotos in jedem Bildband über die Insel. Aber es ist tatsächlich nur ein Klischee. Vielleicht war das in der Vergangenheit einmal anders, obwohl ich meine Zweifel daran habe. Heute auf jeden Fall ist es anders, wir können das beurteilen. In den vier Wochen, die wir kreuz und quer durchs Land gefahren sind, haben wir allenfalls 20-30 Zigarrenraucher gesehen, ausschließlich Männer. Selbst die Frauen, die in traditionellen Trachten fotogerecht in Kutschen sitzend in der Altstadt von Havanna auf Touristen warten, die bereit sind, für ein "typisches Bild" zu bezahlen, haben Blumen und keine Zigarren in der Hand. Erst recht keine "normale" Kubanerin auf der Straße oder in einem Lokal - nicht in vier Wochen, nicht auf 2.500 Kilometern. Eben weil die unablässig an einer Zigarre nuckelnden Kubaner ein Klischee sind.
 
Dabei könnten sie es durchaus tun, denn die Bedingungen für den Konsum dieses "aus Tabakblättern gerollten Genussmittels" (Wikipedia) sind auf Kuba denkbar günstig. Die Karibikinsel ist einer der bedeutendsten Zigarrenproduzenten weltweit, nirgends außer in Sumatra und Brasilien sind die natürlichen Voraussetzungen dafür so günstig: Durchschnittstemperaturen von 27°C, eine hohe Luftfeuchtigkeit und dazu der geeignete Boden. Spricht man jemanden auf das Thema Zigarren an, so fällt mit Sicherheit das Wort Kuba. Fragt man nach dem bekanntesten Exportprodukt der Insel, so wird die Antwort vermutlich Zigarren lauten. Solche der Marken Romeo und Laguito, Cuaba und Cohiba und Montecristo und wie sie sonst noch alle heißen.
Doch nicht aus jedem beliebigen Tabak, der irgendwo auf Kuba angebaut wird, entstehen diese berühmten Zigarren. Abhängig von den regionalen Voraussetzungen gibt es Unterschiede in der Qualität, wobei die Gegend um Vinales nach einhelliger Meinung am besten abschneidet. Sie ist das bedeutendste Anbaugebiet der Insel. Vinales liegt rund 200 Kilometer nordwestlich von Havanna in der Provinz Pinar del Rio. Es ist ein kleiner Ort mit rund 12.000 Einwohnern, der sich im wesentlichen entlang einer Hauptstraße erstreckt. Vinales ist ländlich beschaulich und recht übersichtlich, und als wir am ersten Tag unserer Rundfahrt durch Kuba dort eintreffen, finden wir schnell die vorab gebuchte Unterkunft. "La Gran Familia" steht auf einem Schild neben der Tür. Das Haus ist ein Casa Particular - das Wohnhaus einer Familie, die ein Gästezimmer vermietet. Und was für ein Zimmer! Es empfängt uns mit einem Grün in einer Variante, die jeden Innenarchitekten in Deutschland vermutlich den Job gekostet hätte. In Kuba dagegen mit seinem allgegenwärtigen Hang zu knalligen Farben geht diese Auswahl problemlos durch. Den Grund für unseren Aufenthalt in Vinales brauchen wir unserer Wirtsfamilie nicht zu erklären, schließlich kommen fast alle Touristen aus demselben Grund hierher: wegen des Tabaks.
 
 
9 Uhr am nächsten Morgen. Wir haben uns zur Teilnahme an einer geführten Wanderung entschlossen, um mehr über das Thema zu erfahren. Einer Wanderung nicht hoch zu Ross, wie sie auch angeboten wird, sondern ganz bodenständig zu Fuß. Sechs weitere Kubareisende haben sich ebenfalls zum Laufen entschlossen, sechs Holländer, mit denen wir uns gemeinsam auf den Weg machen. Der Guide unserer Tour heißt Daniel, er ist ein junger Mann mit Englischstudium und Lehrerausbildung, der um des besseren Verdienstes willen seinen Job als Lehrer aufgegeben hat und nun als Touristenführer fungiert. Als wir den Ort hinter uns lassen, ist es noch einigermaßen kühl. Drei Stunden sind angesetzt für die Wanderung, dass es fünf werden, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. In bester Stimmung und voller Wissensdurst stapfen wir unserem Führer hinterher, sehen und erfahren etwas über Königspalmen und Mangos, Avocadobäume und Yuccas, über Eukalypthus, Guava, Bananen, Maniok und Ananas und was hier sonst noch wächst, wie etwa der riesige Kapokbaum, den die Bewohner der Gegend als heilig verehren und bei dem sie Opfergaben niederlegen. Vermutlich im Rahmen der Santeria, einem afrokubanischen Kult, der auch im 21. Jahrhundert noch immer eine Rolle spielt. Vor allem aber erfahren wir von unserem Guide etwas über Tabak, denn deswegen sind wir ja hier. Dass die Landschaft, in der er wächst, gleichzeitig eine der schönsten der Insel ist, verleiht unserer Wanderung einen zusätzlichen Reiz. "Mogotes" nennen die Kubaner die Karstfelsen, die das Bild dieser Gegend prägen. Zusammen mit den Feldern, den einzeln stehenden Gehöften, den Bambushainen und der roten Erde entfalten sie eine Wirkung, die jeden von uns in den Bann zieht.
 
(Wird fortgesetzt)
 
Manfred Lentz (August 2018)
 
 
Über Kuba gibt es noch mehr Berichte auf meiner Webseite.
 Auf der Seite "Länder" sind sie alle aufgelistet. 
 
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