Cuaba, Cohiba & Co.
Zigarren aus Kuba sind die besten der Welt.
2015 (Teil 2)
Zigarren aus Kuba sind berühmt, sie sind einer der wichtigsten Exportartikel der Insel.
Der Tabak für diese Zigarren wächst vor allem im Westen des Landes in der Gegend um Vinales. Geführt von einem jungen Kubaner namens Daniel unternehmen wir eine Wanderung durch die Tabakfelder und lernen dabei gleichzeitig eine wunderschöne Landschaft kennen.
Für uns ist alles Neuland, für den Bauer, der uns von seinem Feld her freundlich zuwinkt, ist es der Alltag, so wie es der Alltag für seinen Vater war und für dessen Vater zuvor. Es ist die Kombination aus Bodenbeschaffenheit und dem Klima dieser Gegend, die dazu geführt hat, dass gerade hier um Vinales herum der beste Tabak des Landes wächst. 90 Prozent ihrer Ernte müssen die Bauern zu einem Festpreis an den Staat verkaufen, der ihnen dafür das Land zur Verfügung stellt. Die restlichen 10 Prozent dürfen sie behalten, zum Eigenverbrauch oder zum Verkauf auf eigene Rechnung. Ob diese 90:10-Regelung immer ganz korrekt eingehalten wird, mag dahingestellt sein, schließlich sind auch die kubanischen Bauern "nur" Menschen. Doch sei's drum - einen Teil dürfen sie also ganz offiziell verkaufen, und das heißt zum Beispiel an uns.
 
 
Während wir mit unserem Guide unterwegs sind, seinen Erklärungen lauschen und immer mal wieder anhalten und fotografieren, steigt die Sonne allmählich höher am Himmel, es wird heiß und heißer, so dass wir froh sind, als Daniel irgendwann auf das Haus eines Bauern zuhält. Richtiger: auf dessen Scheune, denn in der trocknen die geernteten Tabakblätter, über die wir etwas erfahren sollen. Manuel, der  Bauer, wartet bereits auf uns. Er ist um die 30 Jahre alt, schlank und kräftig und zudem äußerst eloquent, wie wir schnell feststellen. Auf Spanisch - von Daniel ins Englische übersetzt - erläutert er uns seine Arbeit. Er beschreibt das Trocknen der Blätter, geht auf ihre Fermentierung ein und was dabei alles beachtet werden muss und beginnt anschließend mit der Herstellung einer Zigarre, wobei er uns jeden Schritt geduldig erklärt. Drei unterschiedliche Arten von Blättern werden dafür benötigt, erzählt er: das innere - die Einlage - für den Geschmack, das darüber liegende, um der Einlage eine Form zu geben und schließlich außen das Deckblatt, das alles zusammenhält. Danach brauche es nur noch ein wenig Kleber, um das Blatt haften zu lassen, und die Zigarre sei fertig. Ob wir mal kosten wollten? Natürlich wollen wir das, und so pusten wir einer nach dem anderen ein paar Wölkchen in die Luft, husten dabei - die Nichtraucher - oder gehen - die Raucher - die Sache mit lässiger Routine an. Ob uns die Zigarre denn schmecke, will der Bauer wissen. Nun ja, Karin und ich sind Nichtraucher, unser Ding ist das nicht, aber vielleicht würden sich ja unsere Bekannten daheim über eine Zigarre als Mitbringsel freuen. Weshalb wir zuschlagen und gleich zwei Dutzend davon in unserem Rucksack verstauen, zu einem Preis allerdings, der mit ziemlicher Sicherheit überhöht ist. Doch der Bauer ist freundlich zu uns, da wollen wir mit unseren CUC - das ist die Währung, mit der wir Touristen in Kuba bezahlen - nicht geizen.
Wie viel Geduld, Sorgfalt und Erfahrung erforderlich sind, um Tabakblätter in eine gute Zigarre zu verwandeln, haben wir bei dem Bauern gesehen. Die das beruflich machen, heißen Torcedores, und sie tun das in speziellen Fabriken. Eine solche am Anfang unserer Reise in Havanna zu besuchen, war uns aus Zeitgründen leider nicht möglich gewesen. Doch zwei Wochen nach Vinales stoßen wir zufällig auf eine Fabrik in Trinidad, einer Stadt an der Südküste. Allzu groß ist diese Fabrik nicht, aber natürlich hätten wir sie uns trotzdem gern angesehen, doch leider ist der Besuch nicht gestattet. Allerdings können wir von der Straße aus durch halboffene Jalousien hineinschauen - und auch hineinfotografieren -, denn der Arbeitsraum befindet sich zu ebener Erde. An langen Tischen sitzen etwa dreißig Männer und Frauen, die mit geübten Handgriffen ihrer Tätigkeit nachgehen. Carmen kommt mir in den Sinn, die Hauptfigur aus George Bizets gleichnamiger Oper, die in einer Fabrik im spanischen Sevilla Zigarren dreht und irgendwann mit dem Messer, mit dem sie üblicherweise die Tabakblätter beschneidet, einer anderen Arbeiterin Kreuze ins Gesicht ritzt. Vermutlich waren ihre Finger genau so flink und geschickt wie die ihrer Kollegen in Vinales. So routiniert sind alle bei ihrer Arbeit, dass sie uns, ohne auch nur einen Moment innezuhalten, noch Blicke zuwerfen können. Plötzlich streckt uns ein junger Mann fünf Zigarren entgegen, "für fünf CUC", sagt er auf Englisch, was etwa fünf Euro entspricht. Eine Kollegin von ihm bietet uns weitere an - alles Zigarren, die ihnen gar nicht gehören, sondern dem Staat, in dessen Besitz sich die Fabrik befindet. Doch so eng scheinen die beiden das nicht zu sehen, ja selbst die Frau, die zwischen den Reihen herumläuft und bei der es sich vermutlich um eine Art Vorarbeiterin handelt, scheint derlei Geschäfte mit Touristen nicht anstößig zu finden. Vielleicht weil sie an dem Gewinn der beiden beteiligt wäre?
 
Fertig ist eine Zigarre erst dann, wenn eine "Bauchbinde" aus Papier sie umschließt und sie Seite an Seite mit gleichartigen Exemplaren in einem Holzkästchen ruht. So handhaben sie es in den Fabriken, der Bauer in Vinales indes verzichtet darauf, doch hat die fehlende optische Aufwertung für den Geschmack natürlich keinerlei Bedeutung. Wie kompliziert die Welt der Zigarren ist, kann man erkennen, wenn man einem Fachgeschäft einen Besuch abstattet oder noch mehr, wenn man in einem speziellen "Cigar Wiki" etwas über sie liest, beispielsweise über die Fülle der unterschiedlichen Formate. Zwei, die sich in dieser Welt bestens auskannten, waren der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill sowie Ernesto Che Guevara, der Kampfgefährte Fidel Castros. Ob auf Fotos von Besprechungen mit anderen Revolutionären, ob auf den Märschen durch die Sierra Maestra oder auf Bildern aus den Jahren nach der erfolgreichen Revolution - meist hat Che Guevara eine Zigarre in der Hand oder im Mund, bevorzugt eine der Marke "Montecristo" oder "Cohiba".
 
 
Ernest Hemingway und Sigmund Freud waren zwei weitere prominente Anhänger des - je nach persönlichem Empfinden - würzigen Geruchs oder penetranten Gestanks. Auch Otto von Bismarck und Ludwig Erhard gehörten dazu sowie Mark Twain, der es "an guten Tagen" auf bis zu 40 Zigarren gebracht haben soll. Wir selbst haben nach Vinales noch zweimal probiert, denn Zigarren und Rum - so liest man immer wieder - seien geradezu ein Muss auf Kuba. Was den Rum anbelangt, so hat der es in unseren Reisealltag geschafft, für die Zigarren hingegen konnten wir uns nicht erwärmen - und mochten sie auch tausendmal ihren Ursprung in einem der besten Tabakanbaugebiete der Welt haben.
 
Manfred Lentz (September 2018)
 
 
Über Kuba gibt es noch mehr Berichte auf meiner Webseite.
 Auf der Seite "Länder" sind sie alle aufgelistet.
 
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